Als ich mit 18 Jahren schwanger wurde, hat mich mein Vater aus der Wohnung geworfen, weil er kein uneheliches Kind im Haus wollte. Meine ganze Familie hörte auf, mit mir zu sprechen, aus Angst vor meinem Vater. Ich war eigentlich im zweiten Lehrjahr zur Altenpflegerin. Das konnte ich aber erst mal nicht weitermachen, weil ich damit beschäftigt war, ein Dach über dem Kopf und was zu Essen zu haben. Ich schlief bei verschiedenen Freunden und wusste überhaupt nicht wohin, hatte sogar schon überlegt in die Psychiatrie zu gehen, weil ich die ganze Zeit Panikattacken und ganz schlimme Angstzustände bekam.
Ich habe dann den Flyer vom Mutter Kind Haus Verein entdeckt und habe da einfach angerufen. Die Frau am Telefon hat mich erst mal beruhigt und mir gesagt, dass ich kein Psycho bin, sondern dass das in meiner Situation ganz normal ist, dass man da Angst bekommt. Zusammen haben wir dann eine Wohnung für mich gesucht, die ich auch bezahlen kann. Der Verein hat mir bei den ganzen Zetteln mit der Unterbrechung meiner Ausbildung geholfen und den Kontakt zu verschiedenen Ämtern hergestellt, die mir auch helfen. Ich hatte bald eine eigene Wohnung für mich und meinen Sohn. Die Ausbildung zur Altenpflegerin durfte ich auch weitermachen, sobald der Kleine groß genug war.
Der Kontakt zu meiner Mutter ist inzwischen ok, mit meinem Vater spreche ich kein Wort. Aber den Kontakt zum Mutter Kind Haus Verein habe ich nie abgebrochen. Ich gehe auf alle Sommer- und Weihnachtsfeste, habe beim Weihnachtstheaterstück mitgespielt und lerne dort andere Mütter kennen, denen es auch nicht so einfach im Leben ging. Über den Verein bekomme ich auch oft Kleidung und Sachen für mich und mein Kind.
Eigentlich ist der Mutter Kind Haus Verein eine viel wichtigere Stütze für mich als meine eigene Familie. Da wird mir gezeigt, dass ich auch eine Chance im Leben habe, auch wenn es manchmal ziemlich schwierig aussieht.
Carolina, 19 Jahre
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